Was ist eigentlich "Leuchtfeuer"?
In der Presse wird immer wieder über das Projekt "Leuchtfeuer" des Freundeskreises Sigwardskirche berichtet. Aber was ist das eigentlich? Und was macht es so besonders?
Die Projektidee
Wir wissen, dass in den letzten drei Jahren ungefähr 10.000 Menschen die Sigwardskirche besucht haben. Ungefähr 10 % der Besucher*innen erhielten eine Führung und 200 bis 300 Kirchenführer werden im Jahr verkauft. Dies bedeutet, dass die meisten Menschen kommen, sich umschauen und nach einer Zeit wieder gehen. Wir bieten diesen Menschen keine Erklärungstafeln an, weil wir nichts an die Wand der Sigwardskirche schrauben oder kleben dürfen und wir auch im Außenbereich keine Stelen haben, die irgendetwas erklären. Der im Jahr 2003 gegründete Freundeskreis hat satzungsgemäß nur zwei Ziele: Die Kirche zu erhalten und die Kirche bekannter zu machen. Auf den letzten Aspekt zielt dieses Projekt ab. So wollen wir das Gerät nutzen, das die meisten Menschen mitbringen: ihr Smartphone. Da die Kirche zwar 365 Tage von 10 bis 18 Uhr geöffnet, aber nicht überwacht wird oder besetzt ist, schlossen sich alle anderen Ideen mit der Ausgabe von Informationen aus. Es war klar, dass Menschen mit verschiedenen Interessen in die Sigwardskirche kommen: Wir haben die, die einfach reingehen, um eine Auszeit zu haben. Wir haben Pilger*innen, die eine religiöse Ambition haben. Wir haben Kunstinteressierte und wir haben Menschen, die sich einfach neugierig auf den Raum einlassen. Und allen wird etwas geboten: Ob aus der Gemeinde oder als Tourist.
Die Technologie
Die eingesetzte Technologie sind so genannte "Beacons": Kleine Geräte, die ein Bluetooth-Signal senden. So können Besucher*innen im Raum geortet werden und entsprechend dem Standort mit Informationen versorgt werden. Es gibt dadurch keine festgelegte Route, sondern alles ergibt sich durch die Bewegung durch den Raum in der Kirche, der Privatkapelle und auch auf der Freifläche um die Sigwardskirche. Insgesamt 40 dieser Beacons werden mit dem Projekt beschafft. Kommt man in die Nähe eines Beacons, werden bis zu fünf mögliche Inhalte angeboten. Es liegt in der Wahl der Besucher*innen, ob und wenn ja, was sie sich davon ansehen. Ähnlich dem Lesen einer Tageszeitung entscheidet man bei der Überschrift, ob das Thema in diesem Moment von Interesse ist. Wird ein Thema ausgewählt, werden die Informationen sowohl als Text als auch als Video angezeigt. Vor dem Besuch müssen die Besucher*innen der Sigwardskirche die Sigwardskirchen-App installiert haben. In dieser App sind auch alle Inhalte eingebettet, so dass es keiner Datenverbindung beim direkten Besuch bedarf.
Die Finanzierung
Die Idee gab es schon eine Zeit. Aber die Entwicklung einer App, die Beschaffung der Beacons und die Planung sind mit rund 25.000 Euro eine Summe, die der Freundeskreis nicht zahlen konnte. So kam es zu dem glücklichen Umstand, dass die Kulturstaatsministerin im Bundeskanzleramt (zu dem Zeitpunkt Frau Prof. Dr. Grütters) ein Programm namens "Kirchturmdenken" auflegte, das zum Ziel hatte, die Vermittlung von Kulturerbe im ländlichen Raum zu unterstützen. Der Freundeskreis hat sich darauf beworben und eine Zusage über 75 % der Kosten erhalten. Daraufhin zeigte sich auch die Klosterkammer Hannover des Landes Niedersachsen interessiert und übernahm letztendlich die verbleibenden 25 %. Es wurde im Verlauf klar, dass noch weitere Mittel für Öffentlichkeitsarbeit notwendig sind, die nach einem entsprechenden Antrag vom Digital-Innovationsfonds der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) getragen werden. So bleibt für den Freundeskreis Sigwardskirche "nur noch" die Arbeit für die Inhalte, die Koordination und die Verwaltung.
Die Inhalte
Es war schnell klar, dass die einzelnen Inhalte in der App kurz und prägnant gehalten werden müssen. Es soll lieber viele kurze als wenige lange Beiträge geben. Und so wird kein Video länger als 2 min sein. Das Projektteam hat nach einer Begehung und einer entsprechenden Diskussion über 70 verschiedene "Geschichten" identifiziert, die den Inhalt ausmachen: Von der Erklärung der Malereien über den Reisesegen für Pilger bis hin zur Frage, warum die Sigwardskirche nicht korrekt "geostet" ist wie andere Kirchen.
Das Projektteam
Für dieses Projekt gibt es ein kleines Projektteam, um die Geschwindigkeit in der Entscheidung zu ermöglichen. Rolf Herrmann als Vorsitzender des Freundeskreises ist dabei, Kirsten Gutleben als Kirchenvorstandsvorsitzende (und somit Vertreterin der Eigentümerin der Kirche), Sandra Holzinger von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) begleitet uns und Jürgen Lojowsky von der Arbeitsstelle "Kirche im Tourismus" des Hauses kirchlicher Dienste der Landeskirche. Die Projektleitung liegt bei Jörg Mecke.
Der Zeitplan
Die Finanzierungszusagen kamen zwischen September und November 2021. Der Dienstleister für die Software-Entwicklung und auch Technologiepartern IT intouch stellte die App bis Jahresende 2021 fertig. Im November und Dezember 2021 wurden die Beaconstandorte und die Inhalte festgelegt. In den Monaten Januar bis März werden die Inhalte produziert, so dass die feierliche Inbetriebnahme der Technologie am Samstag, 2. April 2022 um 15:00 Uhr starten kann. Danach steht das System 365 Tage im Jahr den Besucher*innen zur Verfügung.
Die Besonderheit
Dieses Projekt, dass die Romanik mit modernster Technik verbindet, ist dahingehend besonders, als dass es in Deutschland nach unserer ausgiebigen Recherche keine andere Kirche gibt, die eine solche Technologie im Einsatz hat. Einige Museen setzen bereits darauf (wie das Olympia-Museum oder das Goethe-Museum); für Kirchen ist sie neu. Es gibt bereits Anfragen, sich das in Idensen als Vorbild anzusehen.