Bauwerk: Privatkapelle

TreppeZugänglich durch einen Treppenaufgang aus Sandstein, der in der verstärkten Nordmauer des Turmes nach oben steigt und durch eine kleine Rundbogentür nordwestlich vom Kirchenschiff aus erreichbar ist. Damit auch bei geöffneter Kirche nicht ohne Weiteres für Personen von außerhalb zugänglich war, zeigen die überall vorhandenen Türen, die sich am Eingang zur Treppe und an deren Ende am Eingang zum Obergeschoss befinden.
Die zwanzig Stufen sind sehr ausgetreten, der Treppengang fast nur schulterbreit und tonnengewölbt. In der Nordwestecke knickt die Treppe nach Süden um. Auf dieser Höhe befindet sich ein Schlitzfenster zur Belichtung der Treppe sowie in der Nordseite eine heute vermauerte Rundbogentür, deren Umriss sich insbesondere an der Außenseite des Turmes deutlich abzeichnet. Hier befand sich von außen ein direkter Zugang. Er verband früher den Andachtsraum mit einem Wohnturm des Bischofs und diente ihm als Eingang.
Am Ende der Treppe, welche zunächst in das 1. Obergeschoss des Westturmes führt, befindet sich über der Eingangshalle der wichtigste Raum, der sich als privater Andachtsraum für den Mindener Bischof zu erkennen gibt. Der Anstieg ließ Spannung und Erwartung entstehen, was einen hier oben erwartet. Die Andachtskapelle nimmt den gesamten Raum ein und stellt sich als fester Bestandteil dar; als Bischofskapelle - wie oft beschrieben - ist er nicht zu bezeichnen.
Der rechteckige Raum, innerhalb der quadratischen Turmanlage gleichsam nach Süden verschoben, überrascht (Grundfläche: 4,36 x 3,59 m). Man steht plötzlich in einem geräumigen, hellen Raum. Die Höhenlage und Abgeschlossenheit verbindet sich zu einem Stimmungselement. Es prägt sich sofort mit aller Macht das Eigenartige des Raumes ein. Kreuzgratgewölbe umspannt die Decke, deren - aus den vier Ecken frei auskragende Grate - nicht durchlaufen. Die in der Kirche vorhandenen Malereien fehlen, Die Wände und Decken sind verputzt und weiß gekalkt, „so dass der Raum in seinen einfachen Verhältnissen eine architektonische Ruhe ausstrahlt und zum inneren Gebet zwingt.“
Beim Eintritt fällt der Blick auf die Ostwand, welche in drei Nischen aufgelöst ist. In der Mitte eine halb kreisförmige Konche (Radius etwa 0,70 m). Sie enthält diskret in der Mauerdicke versteckt einen Altarstein mit einer gemauerten viereckig geraden und unprofilierten Mensa. In den Altarstein eingelassen eine Vertiefung des Sepulcrums (Reliquiengrab) mit vier Löchern und einer Abdeckplatte (die Platte ist seit dem Jahr 2003 verschwunden).
Die beiden geschlossenen seitlichen Rechteck-Nischen stellen eine Verbindung mit der Kirche durch zwei schmale Doppelfenster-Arkaden mit achteckiger Teilungs-Stütze her, eine romanische Besonderheit. Durch sie fällt der Blick in den Kirchenraum, auf den Hauptaltar der Apsis, und ermöglicht so die Teilnahme am Gottesdienst. Da Bischof Sigward die Kirche errichtete, so blieb die Wahl des Altarpatroziniums natürlich ihm anheimgestellt. Er nahm einen Heiligen, zu dem er persönlich besondere Verehrung trug und Beistand erwartete. Es wird der heilige Michael gewesen sein, welcher, in Anlehnung an die häufig bezeugte Tendenz, im Obergeschoss des Westturmes einen Altar zu errichten, vorzugsweise dem heiligen Michael geweiht ist.                                            

Text: Hans-Jürgen Günther

sigwardskapelle

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